"Ein Naturforscher, Mathematiker, Arzt kann ein
vortrefflicher Mann der Wissenschaft sein ohne jemals die griechischen oder
römischen Klassiker oder die poetischen Werke seiner Nation gelesen zu haben,
aber nur ein Mann von der ungewöhnlichen poetischen Begabung, wie sie Kepler besaß, konnte die drei nach ihm
bennanten großen astronomischen Geseꜩe
entdecken und Homer, Shakspeare, Schiller und Göthe
stehen den größten Naturforschern, freilich in einer ganz andern Richtung,
darin völlig gleich, daß das
geistige Vermögen, welches den Dichter und Künstler macht, das nämliche ist,
aus welchem die Erfindungen und die Fortschritte in der Wissenschaft
entspringen, und so ist den dem technisch ausgebildeten Naturforscher das
Studium der Sprachen und der Dichtwerke häufig von gleichem oft von noch größerem
Nuꜩen, als das vieler Werke seines Faches."
Justus Baron von Liebig (1803-1873), "giant among 19th-century German chemists" (William H. Brock in the Encyclopædia Britannica) and President of the Royal Academy of Science, Munich, “Lord Bacon as natural philosopher,” Part II, as translated in Macmillan’s magazine 8, no. 46 (August 1863): 265 (257-267; Part I: 46, no. 45 (July
1863): 237-249); Ueber
Francis Bacon von Verulam und die Methode der Naturforschung (München:
Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung,
1863): 53-54.
. . . our method does not start from the simple in order to rise to the complex; but, taking the whole as our starting-point, we endeavor thus to make ourselves acquainted with the parts. ‘How’ to do it is a question of art. . . .
. . . in science all investigation is deductive, or à priori. The experiment is but the aid to the process of thought, as an arithmetical operation is; and the thought, the idea, must always precede it—necessarily precede it—in every case where a result of importance is looked for. An empirical mode of investigation, in the usual meaning of the word, does not in reality exist. An experiment not preceded by a theory—that is, by an idea—stands in the same relation to physical investigation as a child’s rattle to music [(263)].
. . . unsere Methode nicht von dem Einfachen zu dem Zusammengeseꜩten sich erhebt, sondern daß wir von dem Ganzen ausgehen, um dessen Theile zu finden. . . .
. . . in der Naturwissenschaft ist alle Forschung deductive oder apriorisch; das Experiment ist nur Hülfsmittel für den Denkproceß, ähnlich wie die Rechnung; der Gedanke muß ihm in allen Fällen und mit Nothwendigkeit vorausgehen, wenn es irgend eine Bedeutung haben soll. Eine empirische Naturforschung in dem gewöhnlichen Sinn existirt gar nicht. Ein Experiment, dem nicht eine Theorie, d. h. eine Idee, vorhergeht, verhält sich zur Naturforschung wie das Raffeln mit einer Kinderklapper zur Musik [(49)].
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